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Die große Hitze
Oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi
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Taschenbuch
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Veröffentlicht 2021, von Jörg Mauthe bei Edition Atelier
ISBN: 978-3-903005-30-3
Auflage: 6. Auflage
260 Seiten
20.5 cm x 12.5 cm
Österreich ist dem Untergang geweiht: Eine nicht enden wollende Hitzeperiode ist über das Land hereingebrochen und nimmt gefährliche Ausmaße an. Als sich die Regierung nicht mehr zu helfen weiß, wird Legationsrat Dr. Tuzzi beauftragt, Wasser zu beschaffen. Eine Aufgabe, für deren Bewältigung er ungewöhnliche Mittel ergreifen muss: Seine Nachforschungen führen ihn schließlich in ein ...
Beschreibung
Österreich ist dem Untergang geweiht: Eine nicht enden wollende Hitzeperiode ist über das Land hereingebrochen und nimmt gefährliche Ausmaße an. Als sich die Regierung nicht mehr zu helfen weiß, wird Legationsrat Dr. Tuzzi beauftragt, Wasser zu beschaffen. Eine Aufgabe, für deren Bewältigung er ungewöhnliche Mittel ergreifen muss: Seine Nachforschungen führen ihn schließlich in ein »Zwergenzentrum« ...
Besprechung
»Mauthe lesen, das ist – zumal in Zeiten, die in vielerlei Hinsicht bedrohlich aufgeheizt sind – eine intellektuelle Erfrischung mit Komik und Substanz.« (Gitta List, Schnüss)
Zitat aus einer Besprechung
»... der witzigste Wetterbericht von der Verösterreicherung der Welt.« (Martin Thomas Pesl, Wiener)
Textauszug
Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der Bewohner der Bundeshauptstadt Wien, sich vor neun Uhr morgens ausgesprochen mies zu fühlen. Aber der dem Interministeriellen Komitee für Sonderfragen zugeteilte Legationsrat Dr. Tuzzi fühlte sich an diesem Aprilmorgen ganz besonders mies.
Das hatte zweierlei Gründe: Einesteils mußte er heute einen Stoß Akten übernehmen, den der tags zuvor von einem Kreislaufkollaps heimgesuchte Kollege Twaroch hinterlassen hatte – Akten, über deren Inhalt der Legationsrat überhaupt nichts wußte, denn der Kollege Twaroch, ein auch sonst nicht gerade redseliger Mann, hatte über die Materie, die er in letzter Zeit bearbeitete, nicht einmal andeutungsweise etwas verlauten lassen; das bedeutete, daß sie vermutlich besonders heikel war und die Vertiefung in sie viel zusätzliche Arbeit kosten würde.
Und andererseits stand Tuzzi ein abendliches Rendezvous bevor, das zwar zur Routine seiner Dienstage gehörte, aber in Anbetracht dessen, daß er sich durchaus nicht auf der Höhe seiner Leistungskraft fühlte, als voraussichtlich problematisches Fortsetzungskapitel in einer seit Jahren andauernden Liebschaft einzuschätzen war.
Mühsal war also da wie dort zu erwarten. Und das bei dieser Hitze!
Seit nunmehr 32 Monaten hatte man in Österreich keinerlei Niederschläge mehr und nur in Höhen über 1500 Meter Temperaturen unter dem Nullpunkt registriert. Selbst in den Wintern zeigten die Thermometer selten weniger als 15°. Unabhängig von der Jahreszeit war es warm bis heiß, die Luftfeuchtigkeit minimal, der Luftdruck tief unter dem hundertjährigen Durchschnitt, der Himmel meistens von Dunstschleiern bedeckt, der Unterschied zwischen Morgen- und Tagestemperaturen so unwesentlich, daß auch die taulosen Nächte schon lange keine Abkühlung mehr brachten.
Dieses abnorme Wetter suchte nicht nur unser Land heim, sondern zog, in freilich abgeschwächter Form, ganz Mitteleuropa in Mitleidenschaft. Jedoch lagen Österreich und die Grenzgebiete seiner Nachbarländer im Zentrum dieser sogenannten Großen Hitze und hatten daher unter ihr am meisten zu leiden.
Die Meteorologen boten zahlreiche Erklärungen dieses Phänomens an, die im großen und ganzen darauf hinausliefen, daß vielerlei mehr oder minder zufällig zusammentreffende Faktoren eine Pattsituation zwischen verschiedenen russischen, atlantischen und mittelmeerischen Tiefs oder Hochs bewirkt hatten, eine Verstrickung atmosphärischer Bewegungen und Rhythmen, die sich aus ihrer verhängnisvollen Etablierung nicht mehr lösen konnten. Diese Erklärungen mochten stimmen, wurden aber begreiflicherweise ebensowenig als befriedigend empfunden wie der Hinweis, daß ähnlich langdauernde Trockenzeiten in früheren Jahrhunderten nicht ungewöhnlich gewesen wären.
Als andere Ursachen der Großen Hitze wurden also von verschiedenen Seiten angeführt:
Ursachen kosmischer Natur: eine allmähliche Verschiebung der Erdachse; eine Erwärmung der Erde von innen her; eine Zunahme oder Abschwächung solarer Energien; das Herannahen einer neuen Eiszeit; und andere Ursachen, die im Verschulden der Menschheit selbst lägen: zum Beispiel eine zunehmende Erhitzung der Erde durch Überbevölkerung und die damit zusammenhängende Zerstörung des ökologischen etc. Gleichgewichts; oder die Verschmutzung der Erdatmosphäre durch Atombomben, Überschallflugzeuge und ähnliches.
Ursachen theologischer Art: die zunehmende Sündhaftigkeit größerer Bevölkerungsteile oder der Menschheit überhaupt.
Aber welche Erklärung man auch immer, je nach Wissen, Temperament und Weltanschauung, bevorzugte: heiß war’s jedenfalls. Und heiß blieb es.
Österreich ist dem Untergang geweiht: Eine nicht enden wollende Hitzeperiode ist über das Land hereingebrochen und nimmt gefährliche Ausmaße an. Als sich die Regierung nicht mehr zu helfen weiß, wird Legationsrat Dr. Tuzzi beauftragt, Wasser zu beschaffen. Eine Aufgabe, für deren Bewältigung er ungewöhnliche Mittel ergreifen muss: Seine Nachforschungen führen ihn schließlich in ein »Zwergenzentrum« ...
Besprechung
»Mauthe lesen, das ist – zumal in Zeiten, die in vielerlei Hinsicht bedrohlich aufgeheizt sind – eine intellektuelle Erfrischung mit Komik und Substanz.« (Gitta List, Schnüss)
Zitat aus einer Besprechung
»... der witzigste Wetterbericht von der Verösterreicherung der Welt.« (Martin Thomas Pesl, Wiener)
Textauszug
Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der Bewohner der Bundeshauptstadt Wien, sich vor neun Uhr morgens ausgesprochen mies zu fühlen. Aber der dem Interministeriellen Komitee für Sonderfragen zugeteilte Legationsrat Dr. Tuzzi fühlte sich an diesem Aprilmorgen ganz besonders mies.
Das hatte zweierlei Gründe: Einesteils mußte er heute einen Stoß Akten übernehmen, den der tags zuvor von einem Kreislaufkollaps heimgesuchte Kollege Twaroch hinterlassen hatte – Akten, über deren Inhalt der Legationsrat überhaupt nichts wußte, denn der Kollege Twaroch, ein auch sonst nicht gerade redseliger Mann, hatte über die Materie, die er in letzter Zeit bearbeitete, nicht einmal andeutungsweise etwas verlauten lassen; das bedeutete, daß sie vermutlich besonders heikel war und die Vertiefung in sie viel zusätzliche Arbeit kosten würde.
Und andererseits stand Tuzzi ein abendliches Rendezvous bevor, das zwar zur Routine seiner Dienstage gehörte, aber in Anbetracht dessen, daß er sich durchaus nicht auf der Höhe seiner Leistungskraft fühlte, als voraussichtlich problematisches Fortsetzungskapitel in einer seit Jahren andauernden Liebschaft einzuschätzen war.
Mühsal war also da wie dort zu erwarten. Und das bei dieser Hitze!
Seit nunmehr 32 Monaten hatte man in Österreich keinerlei Niederschläge mehr und nur in Höhen über 1500 Meter Temperaturen unter dem Nullpunkt registriert. Selbst in den Wintern zeigten die Thermometer selten weniger als 15°. Unabhängig von der Jahreszeit war es warm bis heiß, die Luftfeuchtigkeit minimal, der Luftdruck tief unter dem hundertjährigen Durchschnitt, der Himmel meistens von Dunstschleiern bedeckt, der Unterschied zwischen Morgen- und Tagestemperaturen so unwesentlich, daß auch die taulosen Nächte schon lange keine Abkühlung mehr brachten.
Dieses abnorme Wetter suchte nicht nur unser Land heim, sondern zog, in freilich abgeschwächter Form, ganz Mitteleuropa in Mitleidenschaft. Jedoch lagen Österreich und die Grenzgebiete seiner Nachbarländer im Zentrum dieser sogenannten Großen Hitze und hatten daher unter ihr am meisten zu leiden.
Die Meteorologen boten zahlreiche Erklärungen dieses Phänomens an, die im großen und ganzen darauf hinausliefen, daß vielerlei mehr oder minder zufällig zusammentreffende Faktoren eine Pattsituation zwischen verschiedenen russischen, atlantischen und mittelmeerischen Tiefs oder Hochs bewirkt hatten, eine Verstrickung atmosphärischer Bewegungen und Rhythmen, die sich aus ihrer verhängnisvollen Etablierung nicht mehr lösen konnten. Diese Erklärungen mochten stimmen, wurden aber begreiflicherweise ebensowenig als befriedigend empfunden wie der Hinweis, daß ähnlich langdauernde Trockenzeiten in früheren Jahrhunderten nicht ungewöhnlich gewesen wären.
Als andere Ursachen der Großen Hitze wurden also von verschiedenen Seiten angeführt:
Ursachen kosmischer Natur: eine allmähliche Verschiebung der Erdachse; eine Erwärmung der Erde von innen her; eine Zunahme oder Abschwächung solarer Energien; das Herannahen einer neuen Eiszeit; und andere Ursachen, die im Verschulden der Menschheit selbst lägen: zum Beispiel eine zunehmende Erhitzung der Erde durch Überbevölkerung und die damit zusammenhängende Zerstörung des ökologischen etc. Gleichgewichts; oder die Verschmutzung der Erdatmosphäre durch Atombomben, Überschallflugzeuge und ähnliches.
Ursachen theologischer Art: die zunehmende Sündhaftigkeit größerer Bevölkerungsteile oder der Menschheit überhaupt.
Aber welche Erklärung man auch immer, je nach Wissen, Temperament und Weltanschauung, bevorzugte: heiß war’s jedenfalls. Und heiß blieb es.